Wenn der Tod mein Kind berührt
Mehrere Generationen in einer Familie sind heute die Ausnahme. Kinder werden selten direkt mit dem Sterben konfrontiert. Vom Sterbebett der Großeltern und von der Beerdigung werden Kinder oft ferngehalten. Das hat katastrophale Auswirkungen. In meiner täglichen Arbeit begegnen mir immer wieder Menschen, die ihre Eltern zu Grabe tragen müssen und selbst noch nie auf einer Beerdigung waren. Zu der emotionalen Herausforderung des Verlustes kommt die Unsicherheit in den Abläufen. Weil die Betroffenen überhaupt keine Vorstellung von einer Beerdigung haben, ist es schwer, gemeinsam über hilfreiche Elemente der Trauerfeier nachzudenken. Sie haben einfach Angst vor diesem Tag und wollen „es“ schnell hinter sich lassen. Dabei ist ein bewusster und persönlicher Abschied entscheidend für einen gesunden Trauerprozess.
Angehörige können ihr Kind von der Beerdigung fernhalten, doch niemand kann Kinder vor Verlusten schützen. Die Trauer gehört zum Leben und muss durchlebt werden, damit sich neue Wege zeigen. Kinder brauchen in dieser Zeit Begleiter, die sie vorbehaltlos annehmen. Sie brauchen Sicherheit im Auf und Ab ihrer Emotionen. Kinder trauern, und sie trauern anders als Erwachsene. Oft haben sie Schuldgefühle, weil sie nicht immer lieb waren oder gar jemanden totgewünscht haben. Das gilt ebenso für Kinder, die durch Scheidung oder ein grundsätzlich fehlendes Elternteil frühe Verlusterfahrungen machen.
Es kann eine große Hilfe sein, wenn Kinder merken, dass sie mit ihrer Trauer nicht allein sind. Darum machen wir in dieser Ausgabe auf das Projekt „Löwenherz“ aufmerksam, das in dieser Form einzigartig in unserer Region ist.
Vielleicht öffnen sich durch die Gruppentreffen neue Räume, und Wege werden klar.
Ich wünsche Ihnen Mut, Hilfsangebote zu nutzen und Schritte zu gehen.
Dorothee Oesemann Trauerrednerin – Trauerbegleiterin
Kinder und Trauer
In unseren Gesprächen mit den Angehörigen eines Verstorbenen herrscht oft große Unsicherheit bei der Frage: „Sollen Kinder bei einer Abschiednahme, Trauerfeier oder Beisetzung eines Familienmitgliedes anwesend sein?“
Wir empfehlen die Teilnahme von Kindern an einer Trauerfeier, Beisetzung oder auch einer Abschiednahme. Kinder sollten ganz bewusst in den Prozess des Abschiednehmens einbezogen werden. Bereiten Sie das Kind darauf vor, dass die Trauergäste schwarze Kleidung tragen und viele Menschen weinen werden. Zünden Sie gemeinsam eine Kerze an und sprechen Sie zusammen mit dem Kind einen letzten Gruß. Lassen Sie das Kind ruhig den Sarg oder die Urne berühren, bemalen oder etwas Geschriebenes und vielleicht sogar eine selbst gepflückte Blume mit hineinlegen.
Kinder zeigen ihre Emotionen, ihre Trauer offener. Lassen Sie Ihr Kind ruhig laut weinen, um all den Schmerz, den Zorn, die Wut und Angst herauszulassen. Das dürfen Kinder (wie Erwachsene auch), und es hilft ihnen!
Ein Kind kann sich gut vorstellen, dass ein Familienmitglied im Himmel ist und nun auf uns alle aufpasst, und aus ihm ein Stern geworden ist, dem die Familie jeden Abend „Gute Nacht“ sagt.
Nach der Abschiednahme, Trauerfeier oder Beerdigung
Nehmen Sie sich Zeit und schaffen eine möglichst ruhige Atmosphäre in einer dem Kind vertrauten Umgebung. Versuchen Sie herauszufinden, was das Kind denkt, was sich in seiner Phantasie abspielt, und falls Sie merken, dass Ihr Kind eine ganz unrealistische oder gruselige Vorstellung hat, versuchen Sie, diese zu entkräften. Sagen Sie ganz eindeutig, dass das Familienmitglied nicht mehr wiederkommen wird.
Zeigen Sie dem Kind Ihre eigene Trauer, dann wird auch Ihr Kind Ihnen zeigen, wenn es traurig ist, und Sie können mit ihm reden, erklären, es trösten, in den Arm nehmen und zusammen trauern oder auch gemeinsame Erlebnisse aufleben lassen. Abendstern Bestattung