Ein Licht gegen die Einsamkeit
Der November ist vorbei und damit auch der Monat des besonderen Gedenkens an die Verstorbenen. Nun breitet sich Weihnachtsduft aus. Überall wird von Liebe und Frieden gesungen, Menschen treffen sich in gemütlicher Runde, und die Kerzen beleben den dunkelsten Monat des Jahres. Gleichzeitig ist die Einsamkeit in diesen Wochen oft besonders schmerzlich. Wie schön war doch die Adventszeit, als die Welt noch in Ordnung war. Nun schmerzen selbst die Erinnerungen.
In meiner Familie war es eine gute Sitte, am Heiligabend Gäste einzuladen. Da gab es Alleinstehende, die wir fast adoptiert hatten, Verwitwete, Gastarbeiter. Ein Gespräch mit einer Freundin machte mich nachdenklich. Ich hätte sie gern eingeladen, weil sie das erste Fest ohne ihren Mann feiern musste. Sie antwortete ehrlich, dass sie sich wie ein Fremdkörper bei uns fühlen würde. Das löste ein Umdenken aus. Seit etwa acht Jahren laden wir nun keine Gäste mehr in unser Haus ein. Wir bleiben mit der ganzen Familie nach der Christvesper in der Kirche und essen dort zu Abend. Mehrere Familien und viele Menschen, die sonst einsam wären, kommen dazu. Jeder bringt etwas mit und so ist der Tisch reich gedeckt. „Heute Abend habe ich zum ersten Mal wieder mit Appetit gegessen“, sagte einmal eine Frau, die ihren Mann einen Monat zuvor verloren hatte. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk.
Sprechen Sie mich an, wenn Sie in diesem Jahr dabeisein wollen. Vielleicht haben Sie auch eine eigene Idee, wie Sie in der Weihnachtszeit Orte der Begegnung schaffen und damit ein Licht gegen die Einsamkeit entzünden.
Folgen wir einem Aufruf, der die Weihnachtsbotschaft auf den Punkt bringt: „Mach es wie Gott – werde Mensch!“ Allen Lesern wünsche ich eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Jahreswechsel.
Dorothee Oesemann, Trauerrednerin – Trauerbegleiterin
Für Menschen, die trauern, sind gerade die Tage um Weihnachten und Neujahr besonders schwer. Und in den Tagen vor Weihnachten ist die Angst besonders groß: Wie wird das werden? Wie kann ich das überstehen? In Zeiten, in denen man sich auf die Familie und Freunde besinnt, merkt man noch mehr und noch schmerzhafter als sonst, wenn jemand fehlt.
Diese Tage lösen Angst aus: Wie soll ich sie verbringen, dass ich diese Tage aushalten kann? Oder geht es einfach darum, sie irgendwie herumzubringen? Gerade Menschen, die das erste Mal ihr Weihnachten ohne den verstorbenen Menschen erleben, haben oft noch keine Strategien, wie sie diese Tage gestalten können.
Wie auch immer: Diese Tage erfordern auf jeden Fall sehr viel Kreativität. Es ist zwar schmerzhaft, aber auch gut, gerade in diesen Tagen Trauer und Erinnerungen zuzulassen. Es ist aber auch gut und gesund, sich Ablenkung und Erleichterung zu erlauben.
Struktur gibt Sicherheit
Hilfreich ist auf jeden Fall, die Weihnachtstage zu strukturieren und zu planen, denn Struktur gibt Sicherheit. Wer sich planlos in diese Tage hineinfallen lässt und wartet, was geschieht, kann leicht in einen emotionalen Sog geraten, der nur mehr hinunter und ins Negative führt. Wer für die Tage „einen Plan“ hat, kann dieses Risiko reduzieren. Planen kann man einerseits die alltäglichen Dinge des Lebens – die Mahlzeiten, Spaziergänge oder Hausarbeiten. Planen kann man aber auch die Zeiträume für Rituale, für bewusste Trauer und bewusste Erholung. Auch die Anbindung an das soziale Netz sollte bewusst gestaltet werden: Wann könnte man wen treffen? Gibt es Freunde, die man kurz besuchen kann? Welche Lokale haben geöffnet, vielleicht hilft es mir, eine Veranstaltung zu besuchen?
In diesem Sinne möchten wir von Abendstern Bestattung uns bei Ihnen für das entgegengebrachte Vertrauen im Jahr 2014 bedanken und wünschen allen trauernden Menschen, dass es gelingt, die kommenden Feiertage gut zu strukturieren und dass neben Schmerz und Trauer auch die Hoffnung auf Neuorientierung und Neubeginn aufkommen kann!