Advent, Advent … wenn Kerzen schmerzlich erinnern
Für die einen ist es die schönste Zeit des Jahres, für Trauernde oft die schmerzlichste. Der Dezember ist die Zeit voller Rituale der Gemütlichkeit. Trauernde erleben den Verlust in diesen Wochen ganz besonders. Dennoch muss man der Situation nicht hilflos ausgeliefert sein. Die Menschen rücken im Advent besonders zusammen. Manche Tür wird geöffnet, die sonst verschlossen war.
Ich möchte allen Lesern Mut machen, die Zeit für Begegnungen zu nutzen. Gehen Sie nicht an Trauernden vorbei und öffnen Sie Herz und Tür.
Wenn Sie selbst in Trauer sind, sollten Sie sich bewusst darauf einstellen, dass das Fest anders sein wird, als Sie es gewohnt waren. Sie können sich der Situation ausliefern oder bewusst darauf zugehen. Vielleicht entwickeln Sie neue Rituale zum Fest. Eine besondere Kerze, die an den geliebten Menschen erinnert, kann täglich entzündet werden. Vielleicht planen Sie auch, das Fest an einem neuen Ort zu begehen und halten Ausschau nach dem passenden Angebot. Das muss nicht der Urlaub unter Palmen sein. Es gibt Vereine und Kirchen, die zum Heilig Abend die Türen öffnen. Ich erlebe in jedem Jahr so ein Abendessen nach der Christvesper. Da kommen Singles, Familien, Verwitwete und Verwaiste zusammen und verbringen eine schöne Zeit. Es war für mich ein besonderes Fest, als eine Frau beim Abschied sagte: „Heute Abend habe ich zum ersten Mal wieder mit Freude gegessen“. Sie hatte wenige Wochen zuvor ihren Mann verloren. Machen Sie sich auf die Suche nach dem passenden Angebot. Sprechen Sie mich an, wenn Sie dabei Hilfe brauchen. Ich wünsche Ihnen gute Momente in dieser besonderen Zeit.
Dorothee Oesemann
Trauerrednerin – Trauerbegleiterin
Trauerrituale
Jede Kultur hat eigene Bräuche und Trauerrituale, um von einem Menschen Abschied zu nehmen. Durch ihre Beständigkeit geben sieTrost und Halt, z. B. das Schließen der Augendes Verstorbenen, das Öffnen eines Fensters des Sterbezimmers oder das Läuten der Glocken, auch der Leichenschmaus, das Tragen von Trauerbekleidung, das Versenden von Trauerkarten, das Anzünden von Kerzen und das Abhalten einer Trauerzeremonie oder das Aufbahren des Verstorbenen. Damit sollen der verstorbenen Person die letzte Ehre erwiesen werden. Den Angehörigen helfensie, mit dem Tod eines geliebten Menschen weiterleben zu können. Trauer kann unterschiedlich sein. Zurückhaltung oder Weinen, welche Emotionen ein Todesfall auslöst, ist bei jedem Menschen anders. Wichtig nur, dass die Trauernden ihre Gefühle nicht unterdrücken, sonst kann eine emotionale Überlastung entstehen, die langfristig psychologischer Behandlung bedarf.
Hilfe bei Trauer ist wichtig Den Hinterbliebenen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind. Man kann Gespräche anbieten. Dabei sollte dem Trauernden genügend Freiraum gelassen werden, selbst zu entscheiden, ob er sie annehmen möchte. Eine gemeinschaftliche, familiäre Gesprächsrunde ist oft schon eine erste Form der Trauerhilfe. Für andere Menschen ist es einfacher, sich mit professionellen Trauerhelfern auszutauschen und Trauerseminare zu besuchen. Hinterbliebene durchlaufen einen vierstufigen Trauerprozess. Zuerst verspüren sie das starke Gefühl des Nicht-Wahrhaben-Wollens, sind empfindungslos und verleugnen den Tod des Nahestehenden. Nachdem der Schock bis zu den Gefühlen durchgedrungen ist, bricht bei dem Betroffenen ein Gefühlschaos aus. Angst, Wut, Schuld oder sogar Zorn sind typisch in dieser Zeit. Diese Reaktion wirkt auf die Hinterbliebenen selbst und ihr Umfeld häufig erschreckend, ist jedoch wichtig für den Trauerverlauf. In der dritten Phase nehmen Trauernde bewusst Abschied, beginnen, den Verlust zu verarbeiten. Im Suchen, Sich-Finden und Sich-Trennen durchleben sie in ihrer Erinnerung die gemeinsame Vergangenheit mit dem Verstorbenen noch einmal. Am Ende akzeptieren sie den Verlust. Dann findet die N euorientierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft statt. Ob undwie lange die Trauerphasen durchlaufen werden, ist vonMensch zu Mensch unterschiedlich.