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„Vorsicht Lebensgefahr! Sirenen, Nixen, Meerjungfrauen in der Kunst seit der Antike“
Die Sirenen faszinieren Kunst und Literatur durch die Jahrhunderte. Ihr Wesen ist zwiespältig: mit schöner Stimme begabt, fürsorglich, trauernd, zugleich aber tötend. Zwitterhaft ist ihr auch Aussehen: Vogelwesen mit Menschenkopf, Frauen mit Vogelfüßen oder Fischschwanz. Der griechische Held Odysseus, so der Dichter Homer in seinem Epos „Odyssee“ (8. Jh. v. Chr.), konnte sich ihrem betörenden Gesang nur erwehren, indem er sich an den Mast seines Schiffes binden ließ und seinen Gefährten Wachs für die Ohren gab.
Die Sonderausstellung im Winckelmann-Museum Stendal präsentiert noch bis zum 19. Januar Exponate von zahlreichen Leihgebern, u.a. aus Berlin, Bonn, Güstrow, Mannheim, Merseburg, Tübingen und aus eigenen Beständen. Antike Vasen und Bronzegeräte veranschaulichen zusammen mit Stichwerken des 17. und 18. Jahrhunderts die bekannte Odyssee-Episode und geben einen Einblick in den antiken Totenkult oder Dämonenglauben. Kunstwerke vom Barock bis in die Gegenwart machen das ungebrochene Interesse an den Sirenen deutlich und zeigen den Wandel von der Vogelfrau zur Meerjungfrau, die Ängste hervorruft und als Femme Fatale erotische Sehnsüchte erweckt. Auch die Sirene als Gefahrensignal ist in der Ausstellung präsent – als Leihgabe des Stendaler Feuerwehrmuseums.[/vc_column_text][vc_column_text]Drei musizierende Sirenen auf einer Felseninsel
Attisch schwarzfiguriges Ölfläschchen (Lekythos) des Emporion-Malers, aus Ruvo, um 470 v. Chr., Leihgabe Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Antikensammlung
Die Insel im Sirenenabenteuer des Helden Odysseus besteht hier aus drei verbundenen Felsenkuppen. Die mittlere Sirene spielt eine Doppeloboe, von den beiden anderen ist anzunehmen, dass sie singen. Das Schiff des Odysseus ist nicht zu sehen, jedoch wird sich der antike Betrachter dieses hinzugedacht haben. Die roten Bänder auf den Felsenkuppeln meinen vielleicht Blut, das auf den Tod der Sirenenopfer hinweist.[/vc_column_text][vc_column_text]
Loreley
Friedrich Wilhelm Engelhard, 1852, Bronze- oder Zinkguss, Leihgabe aus Privatbesitz
Nicht nur auf dem Meer ist die Schifffahrt gefährlich, auch auf Flüssen wie dem Rhein. Um 1800 erfindet Clemens von Brentano eine schöne Zauberin, die Männer unglücklich macht. Ihr trauriges Lied „Lore Ley! Lore Ley! Lore Ley!“ hallt vom Felsen wider. 1824 schreibt Heinrich Heine das bekannte Volkslied. Die Loreley wird zur Sirene der Rheinlandschaft, die Schiffer am Riff oder im Strudel zugrunde gehen lässt. Zu Füßen der Statuette liegt deshalb ein zerbrochenes Schiffsruder.[/vc_column_text][vc_column_text]
Wasserkrug (Hydria) mit Sirenenhenkel
Griechisch, aus Ägypten, um 450 v. Chr., Leihgabe Akademisches Kunstmuseum Bonn
Die Sirene mit pausbäckigem Gesicht dient als Auflager des Gefäßhenkels auf einer Palmette. Sie trägt eine fein ziselierte Mittelscheitelfrisur. Hydrien waren vielseitig verwendbar, vor allem bei religiösen Ritualen, wann immer man Wasser benötigte. Einer Überlieferung nach stammen die Sirenen vom Flussgott Acheloos ab, was sie mit Wasser und Wassergefäßen verbindet.[/vc_column_text][vc_column_text]
Westgriechisch, aus Italien, 350–300 v. Chr., Keramik, Leihgabe Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Antikensammlung
Sirenen haben auch ihre guten Seiten: Die Tonfigur trägt ein Kind oder die Seele eines Verstorbenen. Tatsächlich sind die Sirenen auch treue Gefährtinnen der Totengöttin Persephone. Sie helfen ihr bei der Totenklage, geleiten die Seelen der Toten; sie können aber auch Sorge um die Kinder tragen.[/vc_column_text][vc_column_text]
1874–1881, Aquarell nach pompejanischer Wandmalerei, Stendal, Winckelmann-Museum
Sirenen sind auch Meisterinnen der Musik. Die schwebende, blond gelockte Sirene hält in der Linken eine Lyra, in der Rechten ein Plektron. Das Aquarell hatte Emil Presuhn, einst Schuldirektor in Gotha und begeisterter Kenner der antiken Wandmalerei, unmittelbar während der Ausgrabungen in Pompeji in den Jahren 1874–1881 anfertigen lassen.[/vc_column_text][vc_column_text]
Hans Thoma, Lithographie aus: „Federspiele“, Frankfurt/Main 1892, Leihgabe Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz
Drei Sirenen mit Hühnerunterleib stehen am Strand; zwei winken einem Schiff zu, die dritte spielt Laute. Der Rahmen ist mit Fischen und Totenschädeln verziert, Hinweis auf die Gefährlichkeit der Vogelfrauen. Der Künstler Hans Thoma stand dem Jugendstil und dem Symbolismus nahe.[/vc_column_text][vc_column_text]
Sirene auf drei Kugelfüßen, auf Felsen mit Blumen
Heidi Manthey, 1988–1990, Weichporzellan, Leihgabe der Künstlerin
Der bösartige Charakter der lieblich aussehenden Vogelfrau, die mit ihren Flügeln schlägt, zeigt sich darin, dass sie mit Füßen die Blüten tritt. Weichporzellan wird niedriger gebrannt als Hartporzellan. Die spezielle Glasurtechnik wurde erstmalig in Japan entwickelt, sie wurde im 17. Jahrhundert in Europa bekannt und dann u. a. von Meissen übernommen.[/vc_column_text][vc_column_text]
1960er Jahre, Metall, Leihgabe des Landesfeuerwehrmuseums Stendal
Die Sirene im heutigen Sinn als Alarm- und Warngerät wurde 1819 von dem französischen Physiker Charles Cagniard de la Tour konstruiert und war ein von Hand betriebenes Gerät zur Erzeugung von sehr lauten auf- und abschwellenden Hochfrequenztönen. Durch Veränderung der Drehgeschwindigkeit wird eine Tonfolge erzeugt, die einem besonderen Gesang, dem „Singen und Heulen der Sirenen“ gleicht.
Winckelmann-Gesellschaft mit
Winckelmann-Museum
Öffnungszeiten:
Ständige Ausstellung:
Di – So 10.00 – 17.00 Uhr oder auf Anfrage
Ausstellungs- und Begegnungszentrum:
auf Anfrage, ab März Di – So 14.00 – 17.00 Uhr
Führungen nach Voranmeldung, Tel.: 03931-215226 Fax: 03931-215227
39576 Stendal, Winckelmannstraße 36 – 38
www.winckelmann-gesellschaft.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]