Die neue Sonderausstellung in den Galerieräumen des Winckelmann-Museums Stendal präsentiert ein „fehlendes Puzzleteil“ im Gesamtwerk des englischen Künstlers – die 1. Fassung von „Hero und Leander“ (7.12.2013 – 16.3.2014, Di. – So. 10.00 – 17.00 Uhr)
Das im Mittelpunkt der Ausstellung präsentierte Gemälde gibt den Experten Rätsel auf. Im Auktionskatalog wurde dieses bislang unbekannte Werk unter dem Titel „Phantastische Szene bei Nacht“ angeboten. Informationen zu Herkunft, Bildbeschreibung oder gar einem Urheber gab es keine; zu sehen war lediglich ein stark verschmutztes Bild ohne Rahmung. Eine umfassende Restaurierung und Entfernung alter Übermalungen brachte dann plötzlich einige Überraschungen zu Tage. Ist es womöglich ein originales Werk William Turners, des berühmtesten englischen Malers des 19. Jahrhunderts? Allerdings gehen die Expertenmeinungen über eine Zuschreibung an Turner auseinander.Eine Bildinterpretation des Gemäldes wird im Vergleich mit anderen Werken Turners möglich: Dargestellt ist die tragische Liebesgeschichte um Hero und Leander. Beide lebten an gegenüberliegenden Ufern des Hellespont, von einer Meerenge getrennt. Ihre Liebe zueinander konnten sie nur im Schutze der Nacht ausleben, weshalb das Mädchen Hero auf ihrer Uferseite ein Leuchtsignal gab und Leander dann zu ihr schwamm. Eines Nachts erlosch die Fackel, so dass Leander orientierungslos im Meer ertrank. Am nächsten Morgen entdeckte Hero seine ans Ufer angespülte Leiche und stürzte sich von ihrem Turm herab in den Tod. Das Liebespaar war so auf ewig vereint. Dieses seit der Antike sehr beliebte Thema wurde literarisch wie auch künstlerisch immer wieder aufgegriffen und variiert. Anhand der in der Ausstellung gezeigten Exponate werden die bildlichen Anverwandlungen wie auch die Gefühlsstimmungen durch mehrere kunstgeschichtliche Epochen hindurch erlebbar gemacht. Die allzu sentimental-rührselige Geschichte provozierte dann manchen Künstler auch zur Ironie: Hero und Leander werden nun zu Karikaturhelden.In der Ausstellung wird auf geradezu kriminalistische Weise untersucht, wie sich das restaurierte Bild gegebenenfalls in das Werk Turners einordnen lässt und welche Argumente dafür oder dagegen sprechen. Zahlreiche Exponate dienen als Vergleichsobjekte. Welche literarischen Quellen hat Turner für seine Bildbearbeitungen genutzt? Woher stammt sein Wissen über die Antike? Oder ist das Bild doch eine Kopie nach einem anderen Gemälde Turners, das ebenfalls Hero und Leander darstellt?
Die Kabinettausstellung des Winckelmann-Museums begleitet seine Besucher auf dem Weg der kriminalistischen Spurensuche vom ersten Eindruck des Gemäldes bis hin zum Versuch einer Einordnung des Gemäldes in Turners künstlerisches und privates Leben. Eigene Lösungsvorschläge durch die Besucher werden dabei begrüßt!
Winckelmann-Gesellschaft mit
Winckelmann-Museum
Öffnungszeiten:
Ständige Ausstellung:
Di – So 10.00 – 17.00 Uhr oder auf Anfrage
Ausstellungs- und Begegnungszentrum:
auf Anfrage, ab März Di – So 14.00 – 17.00 Uhr
Führungen nach Voranmeldung, Tel.: 03931-215226 Fax: 03931-215227
39576 Stendal, Winckelmannstraße 36 – 38
www.winckelmann-gesellschaft.com