Ein Ortsteil von Stendal stellt sich vor: diesen Monat Nahrstedt
„Mein Wunsch: Mit dem Grundstück ‚Schulenburg‘ eine Verbindung zwischen Nahrstedter Dorfstr. und Neuem Weg schaffen.“
(Wilhelm Jacob, 21 Jahre und wiedergewählter OT-Bürgermeister, stammt aus alter Nahrsteder Familie)
Nahrstedt liegt in der Uchteniederung 12 km westlich Stendals an der B 188. Stand 31.12.2014 lebten hier 276 Einwohner/innen, die jüngste März 2015 geboren, die älteste im Mai 2015 101 Jahre alt geworden. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1209 unter „nordstede“ (Siedlung im Norden), Funde aus Stein- und Bronzezeit weisen bereits die Besiedelung vor Christus nach. Ursprünglich war es ein Rittergut, bis 1655 im Besitz der Familie v. Gohre, mit 1893 auf dem Gutsgelände erbautem Kuhstall, der bis zur Wende genutzt und dann unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der leerstehende Gutshof verfiel zunehmend. Ab 2003 wurde ein Großteil durch die Gemeinde abgerissen, finanziert aus Mitteln des Dorferneuerungsprogramms die Fläche erschlossen und nun als Bauland für 5–7 Einfamilienhäuser ausgewiesen. Durch finanzielle Zuschüsse der Landesregierung ab 1992 wurden alle örtlichen Dächer und Fassaden, Straßen und Wege saniert, ländliche Wege nach Käthen und Deetz gut ausgebaut bzw. nach Groß Möringen asphaltiert und mit Radweg versehen sowie Nahrstedt an die zentrale Trinkwasserversorgung und ans Erdgasnetz angeschlossen; zeitweise entstand eine riesige Baustelle, denn es wurden die Ortsumfahrung der B 188 und 2 neue Brücken über die ICE-Strecke gebaut. Die Bahn schenkte dem Ort Flächen, auf denen 3 ha Wald angepflanzt wurden, der den Lärm der ICE-Strecke zurückhält. Als Ausgleich für die notwendigen Eingriffe in die Natur erhielt Nahrstedt einen Dorfteich. Eine 1893 gebaute, bis 1948 betriebene Brennerei stellte in Nahrstedt reinen Spiritus bzw. Kartoffelschnaps her, der fassabgefüllt zum Vinzelberger Bahnhof transportiert und dort verladen wurde, um an weiterverarbeitende Betriebe versandt zu werden. In den 1960-er Jahren wurde der Schornstein gesprengt, 2004 die baufällige Brennerei ganz abgerissen. Die 2 km abseits liegende ,1878 erbaute Ziegelei produzierte Ziegel- u. Backsteine; Lehm wurde Flötzen in der Erde entnommen, über Schienen und mit Pferdegespannen zur Ziegelei befördert, dort zu handgestrichenen, später maschinell hergestellten Steinen gefertigt und gebrannt. Seltene Feierabendsteine zeugen von Können und Berufsehre der Ziegelbrenner. 1920 wurde die Ziegelei eingestellt, erhalten gebliebene Gebäude sowie Reste des Brennofens sind in die Umfriedung des Laudonschen Gehöftes unter „Ziegelei Nr. 1“ einbezogen. Die 1892 gegründete FFW bekam 1964 ein neues Spritzenhaus mit späterer Schlauchtrockenpritsche, 1981ein neues Gerätehaus unter tatkräftiger Eigeninitiative aller FFW-Mitglieder am Deetzer Weg. Da zum Vereinshaus Küche und Sanitärtrakt gehören, wurde es zu einem begehrten Ort für Veranstaltungen und private Feiern. 1998 erhielt die FWW um ihren damaligen Wehrleiter Stefan Knepper ein neues Feuerwehrauto. Der letzte in Nahrstedt lebende Besitzer des Gutes, Freiherr v. Cramm, starb 1930, wurde auf dem Dorffriedhof beigesetzt. Sehenswert die hier gelegene romanische Feldsteinkirche aus dem 13. Jh., deren Westturm als Gruft genutzt wird. In dieser, unterhalb der Orgel, befindet sich ein Sandsteinsarkopharg, in dem Patronatsherr Heinrich Hildebrandt Thon 1727 beigesetzt wurde. Bemerkenswert auch das Kirch-Taufbecken aus gebranntem Ton. Ab 1996 erfolgte die gründliche Sanierung von Mauerwerk und Dach. Nach der Wende wurde durch Spenden vom Förderverein der FFW und vieler Einwohner die mechanische 125-jährige Voigt-Orgel der Nahrstedter Kirche saniert. Selbst der ehemalige Nahrstedter Jochen Borchert (1993 – 1998 Landwirtschaftsminister d. Bundesrep. Deutschl.) spendete 25.000,- DM, die fürs Kirchenschiff verwendet wurden. Ein ebenfalls restauriertes Kriegerdenkmal, 1920 gebaut und nun an die gefallenen Soldaten beider Weltkriege erinnernd, wurde 1996 feierlich eingeweiht. Am 4.10.1999 enthüllte man zum Gedenken des 10. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung einen Findlingsstein an der Stelle, an der zu DDR-Zeiten die Panzer der Sowjetarmee die Chausseestr. überquert hatten. In Nahrstedt befand sich seit 1935 ein Kindergarten, der nach der Wende zugemacht wurde. Seit 1998 wird die Kita „Sonnenschein“ (20 Plätze) in freier Trägerschaft und mit der Elterninitiative Sonnenkinder e. V. in Anlehnung an die Waldorf-Pädagogik betrieben.
In Nahrstedt von vielen jungen Familien genutzt; doch konnten auch Kinder von außerhalb aufgenommen werden. Die Einrichtung unter Leitung von Silke Müller erfreut sich großer Beliebtheit. Sowohl Spielplatz als auch Kita-Gelände wurden von Grund auf saniert. Ebenfalls rekonstruierte man 2008 den 1984 entstandenen Jugendclub, in dem durch Monika Hollstein und ihre Mitarbeiterinnen von der Stadt Stendal wöchentlich unterschiedlichste Freizeit-Angebote für Kinder und Jugendliche stattfinden. Vereine, wie der 1995 gegründete Reit- u. Fahrverein Uchtetal mit seinen 30 Mitgliedern um Peter Jenderze als Vorsitzendem und echtem Nahrsteder Urgestein,.und die sich seit 2000 regelmäßig dienstags treffende Frauen- u. Seniorensportgruppe um Rita Kazmarek, die zu Dorffesten kreativ engagiert sind, prägen im Verbund mit anderen Vereinen wie dem zur Förderung der Feuerwehr und des Gemeindelebens unter Vorsitz von Engelbert Weiß z. B. organisierten Veranstaltungen das kulturelle Leben. So finden auf dem Sportplatz sowie vor dem Jugendklub das traditionelle Osterfeuer, das Maibaum-Aufstellen und zum 3.10. Grillen und Fackelumzug statt. Die Gruppe der Nahrstedter Landfrauen mit ihrer Vorsitzenden Marion Zempel z. B. organisiert jährlich zu Himmelfahrt Grillfeste und mit Hingabe Kindertage und Oster- bzw. Weihnachtsfeiern für die Jüngsten. Monatliche Treffen der Senioren zu unterschiedlichsten Vorträgen bietet auch die Volkssolidarität im Feuerwehrhaus an. Hier kümmert sich Hans-Jürgen Schulz und organisiert z. B. auch Tagesfahrten. Eine Ortschronik, die seit der Wende ABM-Kräfte dokumentiert haben; es wurde sogar eine eindrucksvolle Broschüre zur 800-Jahr-Feier von Nahrstedt 2009 herausgegeben; wird nun von Inis Jacob fortgeführt. Mehrere Nahrstedter Unternehmen geben dem Ort mit ihren speziellen Angeboten/Dienstleistungen Modernität, z. B. wurden 2006 direkt neben dem 1996 erbauten neuen Kuhstall der Agrar- u. Tierzucht-Genossenschaft ein Jungviehstall übergeben und die Biogasanlage in Betrieb genommen, die nun umweltfreundlich grünen Strom ins öffentliche Netz einspeist.
OT-Büro Alte Chaussee 7, 39576 Stendal, OT Nahrstedt, Fax: 039329/41429, Ortsbürgermeister Wilhelm Jacob, Tel.:039329/345, Inis Jacob 01624666914