Allgemein ist die Annahme verbreitet, die Pflanze hätte ihren lateinischen Namen dem griechischen Helden Achilles zu verdanken, der die Heilwirkung dieser Pflanze angeblich herausgefunden haben soll. Tatsächlich ist der Name aus dem lateinischen mille = tausend und folium = Blatt, also „Tausendblatt“, hergeleitet. Der Name Schafgarbe rührt wohl in erster Linie daher, dass sie gern von Schafen gefressen wird und auf Schafweiden mitunter häufig anzutreffen ist. Sie ist allgemein sehr verbreitet und auf Wiesen, Weiden, Wegrändern oder auch auf lichtem Waldboden anzutreffen. Das Kraut der Schafgarbe riecht schwach, die Blüten stärker bitterlich aromatisch. Als wirksame Bestandteile enthält die Pflanze neben ätherischem Öl Gerbsäure, Harz, Gummi, Inulin sowie Glucalkaloide. Dass sie zu den wichtigen Heilpflanzen zu zählen sei, wussten schon die berühmten griechischen Ärzte Hippokrates und Dioskurides zu berichten. Würde man alle Anwendungsmöglichkeiten und guten Taten der Schafgarbe aufzählen, die sich hartnäckig in der Volksmedizin halten, bliebe wohl kaum ein Körperteil des Menschen verschont, dem sie nicht helfen könne. Im Altertum und Mittelalter waren die Bezeichnungen „Venuswimper“ oder „Soldatenkraut“ gebräuchlich. Hildegard von Bingen empfahl sie ebenso wie der berühmte Botaniker Hieronimus Bock, auch Tragus genannt. Er gehörte zu den sogenannten „Vätern der Botanik“ und rühmte die Schafgarbe mit folgenden Worten: „So man es zerknitscht und auf die blutigen Wunden leget, gestehet das Blut, hingegen wenn einer die Blättlein in die Nasen thut über eine kleine weile folgt das Blut hernach“. Ihre Universalität ist auf die oben genannten wirksamen Bestandteile zurückzuführen, die im übrigen denen der Echten Kamille ähneln. In der Volksmedizin findet der Saft, das zerkleinerte Kraut in Form von Tee oder als Abkochung Verwendung. Äußerlich diente sie der Wundbehandlung bei besonders bösartigen Geschwüren, gegen aufgesprungene Hände und Impetigo. Ihre innerliche Anwendung als Tee oder Abkochung ist beispielsweise bei Nieren- und Blasenleiden, Hämorrhoiden, Magen- und Darmkatarrhen, Kopf-, Kreuz- und Rückenschmerzen, Fieber, Husten, Heiserkeit, allgemeiner Erschöpftheit, als Kräftigungs- und Blutreinigungsmittel bekannt. Es ist überliefert, dass das junge Kraut mancherorts als „Gründonnerstag-Suppe“ und als Salat gegessen wurde. Als Würzkraut oder Wildgemüse werden die frisch gesammelten, gut gewaschenen, feingewiegten, jungen Blätter als Belag für Butter- und Quarkschnitten verwendet oder auch mit Essig, Öl, Salz, Zucker und Zwiebeln allein oder mit Löwenzahn und Brennnessel gemischt für die „Frühjahrskur“ zubereitet. Da ihre Inhaltsstoffe erwiesenermaßen antiseptische und entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen, werden Teebereitungen und Fluidextrakte heute zur unterstützenden Behandlung von Entzündungen der Haut und der Schleimhäute äußerlich angewendet. Das durch Wasserdampfdestillation gewonnene tiefblaue, grüne oder grüngelbe ätherische Öl wurde ebenso genutzt. Ihrer appetitanregenden und die Magen- und Gallensaftbildung fördernden Wirkung wegen, leisten die Zubereitungen innerlich bei Appetitlosigkeit sowie Magen-, Gallen- und Darmleiden gute Dienste. Es ist nicht empfehlenswert, Schafgarbenzubereitungen in zu konzentrierter Form und über einen längeren Zeitraum zu verwenden, weil Unverträglichkeitserscheinungen oder Hautausschläge auftreten können. Auf der sicheren Seite ist man mit einer Beratung in der Apotheke und der Anwendung standardisierter Mittel. (jr); Foto: Rozynek
