Der Weihnachtsstern, auch Adventsstern genannt, ist alljährlich pünktlich zur Vorweihnachtszeit in den Blumenläden und ziert die weihnachtlichen Wohnzimmer rund um den Erdball. Wie sein lateinischer Name verrät, gehört er zu den Wolfsmilchgewächsen und damit zu einer der artenreichsten Pflanzenfamilien in der Ordnung der Storchschnabelartigen, zu denen unter anderem auch die Geranien- oder Kapuzinerkressengewächse und der Kautschukbaum gehören. Immerhin werden den Wolfsmilchgewächsen 1600 bis 2000 Arten zugerechnet. Die Hauptverbreitungsgebiete liegen in den Tropen, insbesondere in Afrika und Südamerika. Sie kommen als Bäume, Sträucher oder als ausdauernde und einjährige Kräuter vor. Bei uns sind nur etwa 20 Arten wild anzutreffen. Etliche Wolfsmilchgewächse haben eine immense wirtschaftliche Bedeutung erlangt. So etwa der Kautschukbaum, der noch 1820 so gut wie unbekannt war. Der bis 20 Meter hohe Baum des Amazonasgebietes war offenbar schon Rohstofflieferant für verschiedene Indianerstämme. Aus seinem Milchsaft verstanden sie, Flaschen, Gummischuhe oder Bälle zu fertigen, wovon Berichte schon im 16. Jh. in Europa ankamen. Ein französischer Gelehrter berichtete 1751 über diesen aus Bäumen gewonnenen Stoff namens „caoutchouc“, ohne damit jedoch Beachtung zu finden. Erst als der Amerikaner Charles N. Goodyear 1839 das Verfahren der Vulkanisation erfunden hatte, war der Weg zur rasanten Gummiproduktion frei. Die Phoenixwerke in Harburg oder Excelsior in Hannover stellten hauptsächlich Gummischuhe und Hartgummikämme, später Vollgummireifen für Hochräder, Fahrradluftreifen und ab 1895 Autoreifen her. Eine ganze Reihe von Euphorbiaceen liefert auch heute noch wichtige Drogen, die als Bittermittel oder Aromastoff für die Herstellung von Likören, in der Parfümindustrie oder als Heildroge dienen. Aus den Samen des „Wunderbaums“, wie Ricinus communis früher genannt wurde, wird durch Kaltpressung das Abführmittel Rizinusöl für die Apotheke hergestellt. Aus anderen Arten wurden Heilmittel zur Anwendung bei Asthma, Bronchialkatharr, Wassersucht, Gicht und zum Beseitigen von Warzen und Hühneraugen gewonnen. Doch auch zur Ernährung von Millionen Menschen tragen Wolfsmichgewächse erheblich bei. Vor allem die Süßkartoffel und der stärkereiche Maniok spielen eine gewichtige Rolle in der Welternährung. Letzterer ist nur gekocht oder geröstet essbar. In einem besonderen Verfahren wird aus ihm der brasilianische Sago Tapioka hergestellt. Unser in der Weihnachtszeit geschätzter Weihnachtsstern stammt ursprünglich aus Mexiko und Zentralamerika und fühlt sich dort an feuchten und schattigen Orten am wohlsten. Hier gedeiht er zu einem breiten Strauch, der mehrere Meter hoch werden kann. Bei uns wird die auch „Poinsettia“ genannte Schmuckblume allerersten Ranges als dankbarer Winterblüher wahrgenommen. Sie wird in Gewächshäusern aus Stecklingen gezogen und kann dunkelrote, hellrote, gelbe oder weiße Hochblätter tragen. Wenn wir ihr begegnen, ist die Weihnachtszeit nicht mehr weit, und der leuchtende Stern vermittelt uns Zuversicht in der dunkler werdenden Jahreszeit. Für das Foto hat sich ein Weihnachtsstern im „Rosenkavalier“ des Tangermünder E-Centers Grave von seiner besten Seite gezeigt. (jr),Foto Rozynek
