Für viele ist er das Sinnbild für edelstes Gemüse. In kaum einer feinen Küche ist er von der Speisekarte wegzudenken. Vielfältige und exotischste Zubereitungen werden in den Kochbüchern angepriesen. Und dennoch ist Spargel, botanisch gesehen, nur eine Pflanze, die in unseren Gefilden hervorragend gedeiht. Er gehört zu den Liliengewächsen und steht unter anderem mit den bei uns beheimateten Einbeeren, dem Salomonsiegel und den Maiglöckchen zusammen in einer botanischen Unterfamilie. Es ist noch nicht einmal klar, wo er eigentlich richtig herkommt. Mit größter Wahrscheinlichkeit stammt die Pflanze ursprünglich aus dem Orient und hat sich von dort nach Südeuropa, Vorderasien, ins westliche Sibirien und nach Nordafrika ausgebreitet. Zur Gattung Asparagus zählen heute etwa 300 Arten, die vor allem die regenarmen Gebiete der Erde bevorzugen. Die Bezeichnung Asparagus stammt aus dem Lateinischen, bedeutet so viel wie ‚Sprosse´ und war schon bei den Griechen gebräuchlich. Im Orient und Mittelmeerraum hat er wohl schon sehr zeitig auf dem ‚Speisezettel´ gestanden. Die jungen Sprosse galten schon den alten Ägyptern als delikates Gemüse und wurden daher auch kultiviert. Nicht nur Asparagus officinalis, sondern auch andere Arten fanden vornehmlich im Mittelmeerraum Verwendung. Auf Wandmalereien in Pompeji ist Spargel nachgewiesen. In Deutschland wird von seiner Inkulturnahme erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts berichtet. Allerdings ist aus dem Mittelalter die Zubereitung als Salat mit Essig und Öl nicht nachgewiesen. Als Gartenspargel und damit Kulturspargel hat sich Asparagus officinalis L. weltweiten Ruhm verschafft. Carl v. Linné hat ihn durch den Zusatz officinalis streng genommen den Heilpflanzen zugeordnet. Möglicherweise ist ein Grund darin zu suchen, dass das im Spargel enthaltene Asparagin harntreibend wirkt. Wohl deshalb wurde die Wurzel früher auch arzneilich verwendet. Außerdem wird ihm eine gewisse Wirkung zur Anregung, Stärkung und Steigerung des Geschlechtstriebes zugeschrieben. Ob Zufall oder nicht, der erste Anbau von Spargel auf deutschem Boden ist auf das Jahr 1565 im Stuttgarter Lustgarten datiert. Aus alten Kultursorten des Gemüsespargels ist heutzutage leicht abzulesen, wo sich traditionell Hochburgen des Spargelanbaus befanden. Um Braunschweig, Berlin, Lübeck, Bamberg, Erfurt, im Elsass und andernorts wurde Spargel im großen Stil feldmäßig betrieben. Ruhm von Braunschweig, Harburger und Erfurter Riesenspargel waren in Deutschland begehrte Spargelsorten. Auch in Frankreich, in der Schweiz und in Tschechien hat er eine gute Tradition. Mit dem Frühen Argentueil wurde vornehmlich Paris versorgt. Für die Volksküche gab es Versuche, die Samen als Kaffeesurrogat zu verwenden, was wohl nicht von Erfolg gekrönt war. Dagegen galt ein aus der Wurzel bzw. der Sprosse hergestellter Sirup in der Volksmedizin lange als heilkräftig. Bestimmte Spargelarten werden mitunter auch als Zierpflanze in Haus- und Stadtgärten angebaut. Mehrere Arten mit hängenden, windenden oder kletternden Stengeln sind auch als Zierpflanze in Zimmern und Veranden oder zur Anfertigung von Blumenbouquets oder Dekorationen sehr beliebt. (jr)
Foto: H.-J. Rozynek
