Der im Niederdeutschen Bram und im Althochdeutschen Bramo genannte Ginsterstrauch findet sich in vielen Ortsnamen wieder. Bad Brambach im Vogtland, Bremen, Bramstedt oder Bramsche bei Osnabrück gehen auf seinen Wert in diesen Regionen zurück. Es ist noch gar nicht solange her, da stand der Besenginster zu allerlei Verwendung hoch im Kurs. Nicht nur seiner goldgelben, weithin leuchtenden Blüten wegen, die so manchem Vorgarten und mitunter ganzen Landschaften einen besonderen Reiz verschaffen. Allein die Blüten sorgen schon dafür, dass keine Biene an ihnen vorbeikommt und sich an ihnen labt. Überhaupt ist Besenginster unter ökologischem Aspekt besonders wertvoll. Ungewöhnlich zahlreich sind die auf Ginster lebenden Pilze, ohne die Pflanze stark zu schädigen. Viele Insekten bevorzugen Ginster zur Einrichtung der Kinderstube für ihren Nachwuchs in sogenannten Gallen. Außerdem dienen die jungen Stengel etlichen Insekten wie Blattkäfern, Schmetterlingen, Spannern, Eulen und Motten als Nahrung. Er ist geeignet, stickstoffarme Böden zu verbessern und die Standfestigkeit von Dünen zu erhöhen. Daher ist er nicht selten an Fluss- und Bahnböschungen oder Bergwerkshalden anzutreffen. Forstlich gesehen, schützen seine dichten Rutenbüsche Sämlinge von Nadelhölzern vor Kälte und Hitze. Wie der Name verrät, wurde der Strauch zur Herstellung von Besen verwendet. Auch für Flechtwerk ist er gut geeignet. In manchen Gegenden lieferte er auch Brennmaterial. Besonders in den Südalpen und in Italien war sein Holz zur Gewinnung von Holzkohle besonders begehrt. Kenner schätzen alte Stöcke für feine Drechsel- und Schreinerarbeiten. Früher wurden aus seinem Holz, wie auch aus Eibenholz, Armbrustbögen gefertigt. Doch sind die Zeiten längst vorbei, wo die Ginsterfaser als Juteersatz oder zur Streckung von Wolle und Baumwolle aktuell war. In Deutschland gründeten sich zum Beginn des ersten Weltkrieges eigens zum Zwecke der besseren Verwertung der Ginsterfaser Gesellschaften mit Namen wie „Erste deutsche Ginsterfasergesellschaft”, „Ginsterfaser-Gesellschaft” oder im jetzt thüringischen Altenburg die „Genistera”. Auch die Hausfrauen mochten in der Küche auf den Ginster nicht verzichten. In Essig und Salz oder Alkohol eingelegte Knospen ergaben „Deutsche Brahm- oder Geisskappern”, von denen bereits 1696 bekannt war, dass „Sie machen Lust zum Essen, eröffnen Milz und Leber, treiben den Stein aus”. Die jungen Hülsen wurden in Salzwasser gekocht und wie Bohnen gegessen. In Frankreich war die Verwendung des jungen Laubs und der Knospen als Salat gebräuchlich. Knospen und Samen sind auch als Kaffeesurrogat verwendet worden. Vermutlich ist die Pflanze bereits im Altertum arzneilich verwendet worden. Dioskurides und Galen erwähnen sie schon. Hildegard von Bingen erwähnte sie als Heilpflanze. In Kräuterbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts wurde er als Mittel bei Steinleiden, Wassersucht und Kropf gepriesen. Auch seine harntreibende Wirkung war bekannt. Blüten, Samen, Asche, Salz und Sirup des Besenginsters waren in Apotheken als Arzneimittel erhältlich. Heute wird der Besenginster zur Gewinnung von Spartein gebraucht, einem Stoff, der regulierend auf den Kreislauf einwirkt. Homöopathische Fertigprodukte oder Tees werden bei zu geringem Blutdruck (Hypotonie) verordnet. (jr), Foto: H.-J. Rozynek
